Foto: Book-Releaseparty der Anthologie „Fremd“ der Autorengruppe ForumWort Berlin
Wie schön ist es, sich als Autorin Monat für Monat mit Gleichgesinnten zu treffen, Texte zu schreiben und zu diskutieren. Ich bin Mitglied der Autorengruppe ForumWort Berlin, wir haben über ein Jahr hart gearbeitet und voilá: Anlässlich der Literaturmesse BuchBerlin im November 2019 fand die offzielle Party zum Erscheinen des Buches im Verlag independent bookworm statt. Zwölf Autorinnen und Autoren haben sich Gedanken zum Thema „Fremd“ gemacht, jeweils zwei Kurzgeschichten geschrieben und aus zwei verschiedenen Perspektiven erzählt. Leider konnten nicht alle Gruppenmitglieder anwesend sein, dafür aber unsere Verlegerin Katharina Gerlach von independent bookworm 😉
Hier schon ein paar Ausschnitte aus den Rezensionen der Leser, die anlässlich der Leserunde bei lovelybooks alle Kurzgeschichten gelesen und meine Kurzgeschichten so bewertet haben:
rewareni:
Zwei sehr berührende Geschichten, wo es um die Aufarbeitung einer schlimmen Vergangenheit geht. […] Sehr schön war auch die zweite Geschichte, weil man gesehen hat, dass es doch noch Hoffnung gibt an Menschlichkeit, wo der Junge sehr wohl wissen wollte, was damals passiert ist. Am Ende hat es dann die Autorin geschafft, dass mir die Tränen gekommen sind, weil die Szene mit dem Pokal so liebevoll die Geschichte enden hat lassen.
Debsi:
Für mich stechen zwei Themen deutlich hervor.
Zunächst natürlich der gesellschaftliche Aspekt, der sehr realistisch dargestellt ist. Häufig sind Erinnerungsveranstaltungen geheuchelt. Vor allem, wenn, wie in dem beschriebenen Dorf, diejenigen, die geblieben sind, von der Verfolgung profitiert haben. Die Nachfahren müssten sich ernsthaft mit ihren Eltern und Großeltern auseinandersetzen und sich von ihnen abgrenzen. Das ist schmerzhaft und unbequem. Die wenigsten Kinder und Enkel tun das. Es wird ein Tabu aus den Taten und aus den Fällen, in denen die Familie vom Oportunismus profitierte. Die Urenkel, die gar nicht mehr wissen, was los ist, weil alles sorgsam verschwiegen wird, spüren, dass auch sie besser wegschauen sollten. […]
Die Geschichten sind sehr vielschichtig. Auch mich haben die Geschichten zu Tränen gerührt. Beide. Beide am Schluss.
Buecherseele79:
Diese Geschichte ist wirklich mein Favorit.
Weil sie sehr sehr wichtig ist, weil sie leise Töne anspricht, weil sie von der Groll schreibt ohne sie genau zu benennen, man bekommt ein genaues Bild durch die kleinen Hinweise. […]Ich bin schockiert und verärgert, wie die Menschen in diesem Dorf mit dem älteren Herren umgehen, er stellt keine Ansprüche, macht keine Vorwürfe, will einfach nur nochmals dorthin reisen wo sein Leben so einen schrecklichen Einschnitt erfahren musste, er alles verlor.
Da wäre ein Wort des Trostes oder ein Entgegenkommen das Mindeste. […]
Auch die Geste mit dem Pokal hat mich sehr berührt, weil sie eben Hoffnung macht, gegen das Vergessen, er aufzeigt – ich weiß nicht alles was vorgefallen ist, aber was ich so spüre und gehört habe beunruhigt mich, ich finde das Verhalten des Dorfes nicht zu akzeptieren, ich bin anders, ich möchte dir was zurückgeben.
Von daher – eine sehr bewegende und hoffnungsvolle Geschichte.
Weasel:
Mich haben beide Geschichten auch sehr berührt. Die zweite noch ein bisschen mehr. Vielleicht auch, weil man von der ersten schon ein gewisses Vorwissen hat.
Steht der junge Friedrich … hier frage ich mich wie Bücherseele … in einem verwandtschaftlichen Verhältnis mit dem alten Friedrich? Möglich wäre das? Hoffentlich bekommen wir da eine Antwort von der Autorin? Das finde ich wirklich spannend. Genau wie den geschichtlichen Hintergrund. Diese Geschichten sind nicht einfach nur Geschichten. Sie sind ein Teil unserer Vergangenheit, unserer Realität und Identität.
In der Vorstellung steht, dass die Autorin Geschichte studiert hat und gern Geschichten mit historischen Bezug schreibt. Und das macht sie ausgesprochen gut. Daumen hoch!Dekanda:
Wow, was für eine bewegende Geschichte – sie hat mich zu Tränen gerührt. Für mich ist dieses Gesamtwerk (ich möchte die Geschichten ungern als zwei Geschichten sehen, weil sie für mich wie ein vereinter Fluss wirken) bisher der beeindruckendste Text in der Anthologie.
In den klaren und knappen Worten der Autorin stecken so viel Hoffnung und Schuld, ohne auszuschreiben, was wirklich geschehen ist. Sie lassen viel ungesagt und sprechen doch für ein unfassbares Grauen, dass noch immer in uns fortlebt.Fremd – Jede Geschichte hat zwei Seiten
Verlag independent bookworm
ISBN 978-3-95681-136-4